Goldgräber in Brasilien: Wer zahlt den Preis für unser Gold?

    Brasiliens illegale Goldschürfer:Wer zahlt den Preis für unser Gold?

    von Louisa Hoffmann
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    Illegal gewonnenes Gold kann auch nach Deutschland gelangen. In Brasilien leiden das indigene Volk der Yanomami und der Regenwald unter den Methoden des unerlaubten Abbaus.

    Goldbrocken in einer Schale.
    Auf der Suche nach Gold bedrohen Goldgräber den Lebensraum der Yanomami. Auch der Regenwald in Brasilien leidet unter dem illegalen Goldabbau.
    Quelle: Reuters

    Eine sichere Existenz - dafür hat das indigene Volk der Yanomami lange gekämpft. Sie leben in Nordbrasilien im Amazonas-Regenwald. Eigentlich ein geschütztes Gebiet, aber immer wieder kommen illegale Kleinbergbauern dorthin auf der Suche nach Gold. Solches, das auch in deutschem Schmuck oder Handys verarbeitet werden kann.

    Sie wissen ganz genau, dass sie illegal handeln, sodass sie in kürzester Zeit so viel Gold wie möglich schürfen wollen, was dann wiederum mit weiteren illegalen Tätigkeiten verknüpft ist.

    Roberto Maldonado, Bereichsleiter Lateinamerika WWF Deutschland

    Bei artisanalem und Kleinbergbau (engl. Artisanal and small-scale mining (ASM)) werden laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) größtenteils einfache Abbau-, Verarbeitungs- und Transportmethoden verwendet. Es wird nur wenig Kapital benötigt, jedoch viel Arbeitskraft. Diese kann von Einzelpersonen, aber auch Familien oder Unternehmen mit tausenden Arbeitern durchgeführt werden. Laut der Weltbank sind weltweit etwa 45 Millionen Personen in 80 Ländern im artisanalen und Kleinbergbau tätig. Davon würden aber 80 - 90 Prozent ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Lizenzen und Genehmigungen arbeiten.

    Bei ihrer Arbeit zerstören und verschmutzen die illegal agierenden Kleinbergbauern den Wald. Sie benutzen das giftige Schwermetall Quecksilber, um das Gold zu isolieren. Bei diesem Prozess wird das toxische Metall verstärkt in die Umwelt freigesetzt. Klarwasserflüsse verwandelten sich dadurch in trübe Gewässer, erklärt Umwelt-Experte Maldonado.

    Eine Gefahr für die Yanomami

    So gelangt das Quecksilber auch zu den dort lebenden Menschen, wie den Yanomami. Beispielsweise über verseuchte Fische. Anfang April veröffentlichten der Forscher Paulo Basta und sein Team vom brasilianischen Forschungsinstitut Fiocruz eine Studie, bei der sie die Quecksilber-Werte in Haarproben von Yanomami-Indigenen untersuchten. Sie fanden eine weitverbreitete Quecksilberkontamination. Hohe Quecksilberwerte wurden besonders in der Nähe illegaler Minen nachgewiesen.
    Auf dem Bild ist die Dürre im Amazonasgebiet in Brasilien zu sehen.
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    Eine besondere Gefahr ist dies für schwangere Frauen. Hohe Quecksilber-Werte verstärken bei ihnen das Risiko von Früh- und Fehlgeburten. Außerdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen und Krankheiten bei Föten.
    Einmal im Körper kann das Quecksilber nur schwer wieder ausgeschieden werden. Paulo Basta sagt, es kann bis zu 120 Tage dauern, bis durch Fisch aufgenommenes Quecksilber verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Dies gilt jedoch nur für Personen, die dem Metall nur einmalig ausgesetzt sind.

    Bei Menschen, die in Bergbaugebieten leben, in denen ständig Quecksilber in die Umwelt gelangt, bleibt jedoch nicht genügend Zeit, um das Quecksilber zu verarbeiten und auszuscheiden.

    Paulo Basta, Nationale Schule für öffentliche Gesundheit Sérgio Arouca

    Das Quecksilber reichert sich im Körper an und führt zu Krankheiten. Es brauche daher sowohl kurzfristige als auch längerfristige Ansätze, um den Menschen zu helfen.

    Zu wenig Einsatz der brasilianischen Regierung

    Während der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro sei nur wenig in Brasilien gegen die illegalen Goldschürfer getan worden, sagt Roberto Maldonado vom WWF. Teilweise habe man sie sogar unterstützt.
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    Die aktuellen Maßnahmen gegen die illegalen Goldsucher hätten schon Wirkung gezeigt, aber würden bei Weitem noch nicht ausreichen, so Roberto Maldonado. Es müssten auch die Hintermänner und Investoren strafrechtlich verfolgt werden, beziehungsweise verfolgt werden können. Auch wirtschaftliche Alternativen müssten gefördert werden, damit die Menschen nicht auf illegale Einnahmequellen angewiesen seien.

    Solange Goldabbau, Abholzung von Tropenwäldern, und Landraub wirtschaftlich attraktiv sind, werden die beschriebenen Probleme immer wiederkehren.

    Roberto Maldonado, Bereichsleiter Lateinamerika beim WWF Deutschland

    Schwer nachverfolgbar: Woher kommt unser Gold?

    Und was können Konsumenten in Deutschland tun, um möglichst nicht solches Gold zu kaufen? Laut Dr. Alexandra Bechtum von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sei es für Verbraucher kaum erkennbar, woher ihr Gold kommt.
    Man könne jedoch auf Verbrauchersiegel, wie den Fairmined Standard für Goldschmuck, achten. Da legal und illegal gewonnenes Gold oft vermischt wird, rät der WWF dazu, in Deutschland und Europa ausschließlich wiederverwertetes Gold zu kaufen. Roberto Maldonado vom WWF ergänzt, dass es insgesamt aber stärkere Kontrollen und Verschärfungen der Konfliktmineralienverordnung bräuchte. Dies könne verhindern, dass illegal gewonnenes Gold auf den deutschen Markt gelangt.
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